Joan Fontcuberta: Gastropoda & Trauma
Vernissage: 11. September 2018, um 20:00 Uhr
11. September – 26. Oktober 2018
Joan Fontcuberta ist ein international anerkannter katalanischer Künstler aus Barcelona. Eine breite Palette von Schriften sowie kuratorische und Vortragstätigkeiten begleiten seine fruchtbare künstlerische Praxis. Seit Beginn seiner Karriere Mitte der 1980er Jahre sind seine höchst konzeptuellen Arbeiten von Ambiguität und Humor geprägt, die sowohl Zweifel als auch Misstrauen gegenüber der Autorität und Wahrheit des scheinbar neutralen Mediums Fotografie hervorrufen. Fontcubertas Projekte erforschen hauptsächlich die dokumentarische und narrative Funktion der Fotografie, problematisieren ihre repräsentative Seite und stellen Fragen zur Erinnerung, Wissenschaft, Wahrheit, Ambivalenz und Illusion. Mit scharfem Witz, intelligent konstruierter theoretischer Herangehensweise und einwandfreiem Einsatz verschiedener künstlerischer Techniken schaffen Fontcubertas Projekte eine Fülle von Widersprüchen und Spannungen zwischen Feinfühligkeit und Absurdität.
Die Projekte Fauna, Sputnik und Herbarium verschafften ihm internationalen Ruhm und vor kurzem schloss er sein neuestes Projekt Trepat ab. Photon Gallery präsentiert zwei seiner jüngeren Werke, Gastropoda und Trauma, die Fontcubertas unverkennbare Handschrift tragen, gekennzeichnet durch Verspieltheit, Humor und Intelligenz. In beiden Werken behandelt Fontcuberta fotografische Bilder als lebende biologische Organismen im System eines natürlichen Lebenszyklusses. Nach Aussage des Künstlers „durchlaufen die Bilder einen organischen Stoffwechsel: Sie werden geboren, wachsen, vermehren sich und sterben, um den Kreislauf des Lebens neu zu beginnen.“
Im Projekt Gastropoda konzentriert sich Fontcuberta auf den „Metabolismus der Bilder“, inspiriert durch die zufällige Mitautorschaft von Schnecken, die in Fontcubertas Briefkasten Post und Einladungen zu Ausstellungseröffnungen benagten. Trotzdem sind in einzelnen „metabolisierten“ Werken immer noch die Originalbilder zu erkennen. In Trauma beobachtet der Künstler, was passiert, wenn ein Foto aufgrund des Abbaus von lichtempfindlichen Chemikalien seine Darstellungsfunktion verliert, wenn es aufhört, die Realität abzubilden, und nur als ihr Substrat in Form von entmaterialisierten Bildern auftritt. Beide Projekte unterstreichen das Gleichgewicht zwischen der dokumentarischen Funktion, ihrer Transformation durch Zersetzung und der „Evolution“ des fotografischen Bildes von seiner repräsentativen Funktion bis zum „Objekt an sich“.
Fontcubertas jüngere Projekte reflektieren Situationen, in denen die Fotografie ihre Gestalt zurücklässt und sich so von „ihrer Seele“ befreit. Was bleibt, wenn die Fotografie nicht mehr auf die Realität außerhalb ihrer selbst hinweist, sondern nur noch deren Substrat darstellt? Wenn ihre Überreste nur noch in Form von lichtempfindlichen Chemikalien vorhanden sind? Auch Geoffrey Batchen fragt sich, was passiert, wenn der einzige Hinweis auf ein Foto das Foto selbst ist? Wenn die „Seele des Bildes“ (die Information) den Körper (den Träger) verlässt und sich in seinen Geist verwandelt. Natürlich gibt es verschiedene Geister und mehrere Varianten der „Phantombilder“ …