Lisa Hopf: Kyras Paradise & Ausgangpunkt N48° 02,82' E014° 18,18'
15. September – 4. Oktober 2023
Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 15. September, um 19 Uhr in der Photon Gallery Vienna statt.
Lisa Hopf (1990, AT) ist die Gewinnerin der 10. Ausgabe von Photon’s Open Call Different Worlds 2022 für junge Fotografen aus Mittel- und Osteuropa. Sie präsentiert ihre siegreiche Serie Kyras Paradise zusammen mit AUSGANGSPUNKT N48° 02,82′ E014° 18,18′ in einer Einzelausstellung in der Photon Gallery Vienna, die den ersten Preis für den Gewinn des Open Calls darstellt.
Lisas künstlerisches Interesse rührt von ihrer langjährigen Beschäftigung mit dem Tanz her. Die Arbeit mit ihrem eigenen Körper im Verhältnis zum ihn umgebenden Raum führte zu einer tiefgreifenden Erforschung von Orten, Nicht-Orten und der Art und Weise, wie Menschen mit ihnen interagieren, was in den beiden vorgestellten Serien deutlich wird. Ihr besonderes Interesse gilt den scheinbar unbemerkten städtischen Räumen, die oft starken Veränderungen unterworfen sind. Ihre Arbeiten wurden in mehreren namhaften Ausstellungen in Deutschland und Österreich gezeigt, darunter die Steirische Fotobiennale (2022), in ihrer Einzelausstellung Dualismus des Meeres, Nasty Butterflies are Crashing Racism beim OFF GRID, Independant Photo Festival in Wien (2021) und in Research Spaces im OÖ Kulturquartier, Linz (2018).
Kyras Paradise, 2022
Als die Künstlerin für ihre Dissertation über die Strände Griechenlands recherchierte, stieß sie auf eine Höhle in der Gegend von Pilio. Da sie sich intensiv mit dem dualistischen Zugang zum Meer in der Theorie, wie der Theorie von mare clausum und mare liberum, oder dem phänomenologischen Ansatz von Deleuze und Guattari (glatte und gestreifte Räume) beschäftigt hat, wurde diese Höhle zu einem weiteren Nicht-Ort, der sie interessierte. Dieses Zimmer mit Aussicht – nicht weit entfernt von romantischen griechischen Ferienorten. Er wurde nicht nur wegen seiner Graffiti-Tags zu einer Aneignung des Raums mit idyllischem Ausblick. Trotz seiner kargen Sperrigkeit bietet dieses „Zimmer“ Schutz und Zuflucht vor den Gefahren der Außenwelt und schafft Raum für Identitätsbildung. Womit Menschen mit ständiger Sehnsucht nach dem Meer ihr Wohnzimmer tapezieren könnten, hat in dieser Installation seine zweidimensionale Struktur aufgelöst. Vorhandene Materialien wie Jalousien und andere Fundstücke vom selben Strand werden ebenfalls neu interpretiert und einem temporären Zweck zugeführt.
AUSGANGSPUNKT N48° 02,82‘ E014° 18,18‘, 2015-18
Lisa Hopf, geboren 1990 in Steyr, beschäftigt sich in ihrer neuen Werkreihe mit der Verortung des Menschen im geografischen Raum. Ausgehend von Fragestellungen an die uns umgebenden Orte – Fragen nach subjektiver, zugleich objektiver Wahrnehmung, nach individuellen, wie allgemeingültigen Bezugssystemen – entwickelt sie Arbeiten, die sich zwischen Fotografie, Skulptur und Installation positionieren. Analoge Schwarz-Weiß Fotografien, auf Reisen und Spaziergängen in der eigenen Heimat entstanden, zeigen
Bergformationen und Küstenstreifen. Die Aufnahmen enthalten in ihrer schlichten Schönheit zudem ein bestimmtes Potenzial – jenes der eigenen Bewegung in der Landschaft, beeinflusst von persönlicher Wahrnehmung und darin dokumentierter Geoinformation. An gerade diesen Stellen, am individuell gezogenen Horizont des Sehens, oder aber an der Stellung der Kompassrose, befindet sich der Bruch – ein Knick, der die Aufnahme in ein oben und unten, in links und rechts teilt. Diese Schnittstelle findet sich auch in den Skulpturen, die auf den Ausstellungsraum reagierend, nicht bloß Vermittler zwischen Betrachter und Bilder sind, sondern vielmehr die persönliche Positionierung im Raum sowie die Veränderlichkeit dieser, aber auch die Subjektivität eigener Grenzziehungen thematisieren. Lisa Hopfs Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zischendem eigenen Körper zu dem ihn umgebenden Raum und zugleich eine Reflexion über ihre Beliebigkeit in der Bewegung.
-Lukas Engert